Wahlprogramm

Wahlprogramm der Freien Demokraten zur Gemeinderatswahl Pforzheim

Kommunalwahlprogramm der FDP Pforzheim

Pforzheim wieder schlau machen

Pforzheim hat viele Potenziale, die brach liegen und eine Reihe von Herausforderungen, die es

anzupacken gilt. Viel davon lässt sich auf unglücklich gemanagte Strukturwandel zurückführen,

  ankiert von politischen Fehlentscheidungen, die teils Jahrzehnte zurückliegen, teils in jüngerer

Vergangenheit passiert sind. Es gilt nun, für die kommenden fünf Jahre Lösungen zu   nden,

Pforzheim wieder schlau zu machen. Dazu gehört, sich dafür einzusetzen, dass Pforzheim einige

der zweifelhaften Spitzenplätze los wird, etwa bei der hohen Arbeitslosen- und Flüchtlingsquote,

der Steuerbelastung für Bürger und Unternehmen und dem Emp  nden, die Innenstadt sei

unsicher und unattraktiv. Wir Freien Demokraten wollen die klammen Kassen der Stadt nachhaltig

sanieren, die Innenstadt attraktiv machen und die hervorragende geographische Lage

der Stadt und ihre Voraussetzungen so nutzen, dass sich durch kluges politisches Handeln

wirtschaftliche Prosperität einstellt, die einen Mehrwert für die Bürger bietet. Zentrale Voraussetzung

und Stellschraube dafür ist es, den Haushalt der Stadt strukturell zu entlasten, zu entschlacken,

um Doppelstrukturen und unnötige Ausgaben zu reduzieren, so dass die Handlungsmöglichkeiten

des Gemeinderats, freiwillige Aufgaben der Stadt zu beschließen, erweitert werden.

1. Individuelle Mobilität

Den ideologischen Kampf gegen das Auto lehnen wir entschieden ab. Autos sind für uns unverhandelbarer

Bestandteil der individuellen Mobilität der Bürger. Sie gehören genauso zur Mobilität

wie Bus, Bahn, Fahrrad, E-Scooter oder der klassische Fußmarsch. Deshalb lehnen wir es ab,

dogmatisch Autofahrer zu vergrämen und sehen es auch als veritablen Standortfaktor für die Pforzheimer

Innenstadt, diese mit dem Auto zu erreichen. Was wir zudem wollen, ist den leidigen Schilderwald

zu beseitigen, der durch den Flickenteppich zwischen Tempo 30 und Tempo 50 sowie den

Nachtfahrgeboten entstand, die zwischen 22 und 6 Uhr 30er-Zonen aus Abschnitten machen, die

tagsüber mit Tempo 50 befahren werden können. Deshalb wollen wir   ächendeckend Tempo

40 in der Stadt einführen. Pläne der Stadtverwaltung, noch zwei weitere Blitzer anzuscha  en,

um die Stadtkasse aufzubessern, lehnen wir ab. Aufgeschlossen sind wir für alle Maßnahmen,

die die Mobilität der Bürgerschaft befördern. Dabei sind wir technologieo  en und beurteilen Maßnahmen

von Fall zu Fall. Dabei kommt es uns auf den Mehrwert und die Kosten an, die für Stadt

und Bürger entstehen, nicht auf den Verkehrsträger. Zudem wollen wir zur Stärkung des Einzelhandels,

der Attraktivität der Innenstadt sowie zur Leerstandsbehebung im Zentrum zwei zentrale

Verkehrsachsen für den motorisierten Individualverkehr ö  nen. Wir konstatieren: Die grüne

Vergrämung der Autos aus der Innenstadt ist gescheitert! Die mithin einzige Straße, in der die

Kombination aus inhabergeführtem Einzelhandel, Gastronomie und attraktiver Innenstadt tatsächlich

und zuverlässig funktioniert ist die Dillsteiner Straße. Denn sie ist mit dem Auto erreichbar und

die Bürgerschaft hat die Möglichkeit, kurz zu parken.

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Dieses funktionierende Konzept wollen wir auf weitere Teile der Innenstadt ausweiten und fordern

deshalb die Ö  nung der Bahnhof- sowie der Leopoldstraße für privaten Autoverkehr, um eine

Nord-Süd-Achse zu implementieren, die auch die wegfallende Schloßbergau  ahrt kompensieren

soll.

Zudem wollen wir die Östliche mit der Westlichen Karl-Friedrich-Straße und dem Leopoldplatz verbinden

und die ehemalige Brötzinger Gasse ö  nen, um eine Ost-West-Achse zu erhalten. Wir wollen

die Fußgängerzone für den Autoverkehr ö  nen. Die ehemals „gute Stube“ der Stadt verkommt

zusehends, das Galeria Karstadt Kaufhof-Gebäude steht aktuell leer. Wir sind der festen

Überzeugung, dass es neue Impulse benötigt, um das Herzstück unserer Stadt wieder zum Blühen

zu bringen. Auf diesen beiden Verkehrsachsen wollen wir die Möglichkeiten scha  en, Kurzparkmöglicheiten

für Besorgungen und Abholungen zu realisieren. Für die Ausfallstraßen wollen wir

ein Tempolimit von 50 km/h etablieren, denn wir sind überzeugt: Scha  en wir die Möglichkeiten für

das Umland und die stadtauswärtigen Stadtteile, rasch in die Innenstadt zu kommen, attraktivieren

wir diese wieder. Das ist unser Ziel. Wir wollen die Verkehrsführung so verbessern, dass Pforzheim

wieder zur Einkaufsstadt wird, in die die Leute gerne kommen.

2. Migration

Wir stehen dazu, dass Pforzheim eine Stadt ist, in der Menschen mit Wurzeln aus mehr als 100

Ländern leben. Das emp  nden wir als Bereicherung und viele von uns Freien Demokraten haben

ebenfalls eine Migrationsgeschichte. Wir sehen aber auch, dass nicht alles eine Bereicherung darstellt,

sondern manches auch eine Belastung ist, insbesondere im Bereich jener, die Hilfe benötigen.

Das hängt auch maßgeblich damit zusammen, dass Pforzheim mit 6,6 Prozent die landesweit

mit Abstand höchste Flüchtlingsquote und überdies die einzige Abschiebehaftanstalt des Landes

Baden-Württemberg hat, die auch noch mitten in einem Wohngebiet liegt. All dies allerdings, ohne

dass das Land die Anstrengungen in der Höhe würdigen würde, wie es angesichts der Quote notwendig

wäre. Wir Freie Demokraten sprechen uns deshalb ganz klar und unmissverständlich gegen

die Einrichtung einer Landeserstaufnahmestelle für Ge  üchtete aus. Denn das halten wir für

eine Belastung, die angesichts der bereits jetzt enorm hohen Quote nicht zusätzlich auf die Stadt

zukommen sollte. Vielmehr wollen wir Anstrengungen befördern, den Spitzenplatz bei der Flüchtlingsquote

zu reduzieren, auch um Raum zu scha  en, diejenigen besser integrieren zu können, die

bereits hier sind.

Wir wollen diejenigen aufnehmen, die hier arbeiten und Steuern zahlen, aber nicht diejenigen,

die das nicht tun.

3. Nachhaltige Finanzen

Wir Freien Demokraten haben eine Lösung identi  ziert, den Haushalt auf Jahre hinaus so aufzustellen,

dass die Handlungsfähigkeit nicht nur temporär für ein oder zwei Doppelhaushalte verbessert,

sondern mittel- bis langfristig hergestellt wird, indem die Verwaltungsstrukturen der Stadt endlich in

die 2020er-Jahre überführt werden.

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Im Jahr 2019 hatte nur ein kleiner einstelliger Prozentsatz der Mitarbeiter der Verwaltung die Möglichkeit

von zu Hause aus zu arbeiten. Durch die Corona-Pandemie hat sich der Umgang damit gravierend

geändert und gemäß der Auskunft des Oberbürgermeisters ist eine Homeo  ce-Quote von  

40 Prozent erreicht. Das bedeutet, dass viele Büros und Arbeitsplätze nur wenig genutzt werden.

Pforzheim wieder schlau zu machen bedeutet für uns Freie Demokraten deshalb, diesen geänderten

Realitäten so ins Auge zu blicken, dass gleichermaßen die Interessen der Beschäftigten

wie der Steuerzahler gewahrt sind. Homeo  ce ist mittlerweile kein Luxus mehr, sondern von den  

Beschäftigten eingeforderte Lebenswirklichkeit und Praxis. Die 40 Prozent der Zeit ungenutzten

Arbeitsplätze wollen wir so umgestalten, dass 20 Prozent der Fläche eingespart wird.

Schalldichte Kabinen für Telefonate oder konzentriertes Arbeiten, Desksharing und clevere Raumkonzepte

wollen wir so umsetzen, dass die Arbeitsplätze für die Beschäftigten selbst attraktiver werden,

aber gleichermaßen die Kosten für die Stadt erheblich reduziert werden können, weil weniger

Fläche benötigt wird. So lässt sich jährlich ein zweistelliger Millionenbetrag einsparen, den wir

in eine Attraktivitätssteigerung der Stadt und Steuersenkungen für Bürgerschaft und Unternehmen

investieren wollen.

4. Wirtschaft

Zum Jahresende 2023 ist es der FDP-Fraktion gelungen, bei der Verabschiedung des Doppelhaushalts

eine Mehrheit für eine Absenkung des Gewerbesteuerhebesatzes um 10 Prozentpunkte

samt Gegen  nanzierung durch Streichungen von Unnötigem, wie etwa einem Diversitätskonzept

für das Theater, zu bekommen. Es ist ein großer Erfolg der vier Stadträte der FDP, einen Antrag

durchzubringen, der diese Steuersenkung durchsetzt, gleichsam aber gegen  nanziert. Nichtsdestotrotz

thront Pforzheim weiterhin in der landesweiten Spitzengruppe, was die Belastung durch die

Gewerbesteuer angeht. Die durch die Reduzierung der Verwaltungs  ächen freiwerdenden Mittel

wollen wir zu einem Teil darin investieren, die Steuerbelastung für unsere Unternehmen weiter zu

senken. Gewerbe  ächen wollen wir – wo möglich – ausweiten, Expansionswünsche unserer heimischen

Unternehmen fördern und um Neuansiedlungen werben. Wir wollen die verfügbaren Flächen

sinnvoll nutzen.

5. Bildung

Wir wollen den Bildungsstandort Pforzheim stärken. Frühkindliche Bildung, den Ausbau der Kita-

Plätze, die Sanierung unserer Schulen und die beru  ichen Schulen wollen wir stärken. Der Mangel

an Kita-Plätzen droht sich im Bereich der Grundschulen fortzusetzen. Wir sind bereit, hier zu investieren,

um möglichst gute Bildung für die Pforzheimer Kinder und Jugendlichen zu gewährleisten.

Zur Hochschule bekennen wir uns, sie wollen wir unterstützen. Einer der wenigen Bereiche,

in dem wir eine Personalausweitung bei der Stadtverwaltung befürworten, ist für Kitas und Bildung.

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6. Kultur

Wir Freie Demokraten stehen zu den Kultureinrichtungen der Stadt, ihrer Orchester, dem Theater

und auch allen privaten Angeboten. Sie wollen wir befördern, denn Kultur ist für uns ein großer

Wert an sich. Was wir ablehnen, sind teure Projekte, die nur wenigen zu Gute kommen, kaum verständlich

sind, aber riesige Mittel binden.

7. Lebendige Innenstadt

Wir wollen uns für eine lebendige Innenstadt einsetzen, in die die Bevölkerung gerne geht. Für

das Gebäude der ehemaligen Galeria Kaufhof können wir uns eine Nutzung durch die Hochschule

vorstellen, ggf. kombiniert mit Einkauf, Wohnen und Gastronomie. Wir wollen studentisches Leben

in der Stadt. Ebenso wollen wir Gastronomie, Veranstaltungen und Kultur, die Flussufer bieten aus

unserer Sicht noch Potenziale.

8. Sicherheit und Sauberkeit

Zu einer lebenswerten Stadt gehören für uns auch ein sauberes Stadtbild und die Sicherheit der

Bevölkerung. Wir unterstützen deshalb Initiativen wie das „Anti-Gra  ti-Mobil“, um Schmierereien  

aus den Stadtbild zu entfernen. Ebenso ein starkes Engagement für die Sauberkeit der Stadt. Um die

Sicherheit zu stärken, wollen wir beim Land für mehr Polizisten werben, teure Alibi-Lösungen wie

den kommunalen Ordnungsdienst lehnen wir ab.

9. Soziales

Soziale Einrichtungen, die Bedürftige unterstützen, Menschen aus Suchtproblemen führen und auch

präventiv tätig sind, befürworten wir. Was wir aber nicht wollen, sind Doppelstrukturen, die begonnen

werden, weil mit Europäischen-, Bundes- oder Landesmitteln hochsubventionierte Programme

für anfangs geringe städtische Eigenmittel möglich sind, die im Anschluss am städtischen Haushalt

hängen bleiben. Wir investieren gerne Geld in soziale Belange, wollen aber sichergestellt wissen,

dass diese etwas bewirken. Wir legen deshalb Wert auf ein funktionierendes Sozialcontrolling

und sind auch bereit, Programme wieder zu streichen, wenn die Wirkung zu wenig erkennbar

wird.

10. Wohnen

Die Scha  ung von Wohnraum ist auch für Pforzheim zentral, die Stadt ist in den letzten Jahren stark

gewachsen. Der Erschließung neuer Baugebiete stehen wir deshalb o  en gegenüber. Nachverdichtung,

dort wo sie sinnvoll ist, sehen wir ebenfalls positiv. Die über  üssigen Verwaltungs  ächen

in der Stadt zum Teil in Wohnraum umzuwandeln, halten wir für zielführend. Die Grundsteuer wollen

wir auch für Menschen mit größeren Grundstücken auf erträglichem Maße halten. Mit der grünschwarzen

Reform der Grundsteuer droht eine gewaltige Erhöhung der Grundsteuer.

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Einen Teil unserer Einsparvorschläge wollen wir deshalb in eine Absenkung der Grundsteuer investiert

wissen, denn diese betri  t alle Bürger.

So fördern wir auch den Binnenkonsum. Gängelungen von Eigenheimbesitzern wie etwa eine

Baumschutzsatzung lehnen wir ab, denn wir haben ein positives Menschenbild und vertrauen darauf,

dass Gartenbesitzer zum Wohle ihres Gartens handeln.

11. Bürger- und unternehmernahe Verwaltung

Pforzheim sollte sich ein Beispiel an Estland nehmen. Dort braucht es nur wenige Minuten, um online

ein Unternehmen zu gründen, so gut wie alle Verwaltungsvorgänge können online vorgenommen

werden. Wir wollen eine Dienstleistungskultur in der Verwaltung, die die Anliegen von Bürgern

und Unternehmen mit einem Servicegedanken aufgreift, Spielräume zu Gunsten der Bürger

ausschöpft, schnell, agil und digital handelt. Gendersterne, Binnen-Is, Doppelpunkte im Wortinnern

und dergleichen lehnen wir in städtischem Auftreten entschieden ab. Scha  en statt Gendern!